- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Das Arvena in Bayreuth hat fast 200 Betten und vier Sterne. Es ist (2011) knapp 20 Jahre als und so spezifisch im Stil der 80er designt, dass ich und andere Gäste die Rezeption fragen mussten, mit welchem technischen Trick denn die Duschfunktion in Betrieb zu setzen sei. Mit Frühstück kostete mich das Zimmer während der Wagnerfestspiele 145 Euro (sonst kosten Einzelzimmer laut Rezeption derzeit 83 bis 99 Euro). Das Haus war ausgebucht mit Festspielbesuchern überwiegend weit jenseits des Rentenalters, aber auch vielen ausländischen Gästen (z.B. Italien, Frankreich, Japan, Korea). Als Rollstuhlfahrerin hätte ich gern ein behindertengerechtes Zimmer gehabt, aber angeboten wurde nur eines mit viel zu niedrigem Toilettenbecken und behindertengerechtem Bad auf der anderen Flurseite. Ich konnte mich mühsam arrangieren. Das Handy funktionierte auch auf dem Zimmer. Ich konnte kostenlos oberirdisch parken und man meckerte nicht, obwohl ich - mangels eines Behindertenparkplatzes - mein Auto nahe beim Eingang abstellte. Die Rezeption gibt sich wirklich alle Mühe, Wünsche zu erfüllen. Die Stadt Bayreuth sollte man, wenn man nicht wie ich Festspielgast ist, keinesfalls im Juli oder August besuchen: Mein Zimmerpreis im Arvena Bayreuth fällt schon am ersten Tag nach Festspielschluss von 145 auf 83 Euro. Trotz des sehr guten Servicepersonals und der bequemen Parkmöglichkeiten werde ich vor dem nächsten Bayreuthbesuch eine wirklich behindertengerechte Bleibe zu finden versuchen. Für gesunde Gäste gibt es eine in der Stadt und ihrem Umkreis einige hübsche kleine Hotels und Pensionen, wo man vermutlich weit besser essen kann.
Ich hatte ein Einzelzimmer gebucht. Es gab zwei getrennte Betten mit einem einzigen Nachttisch in der Mitte. Mit dem Rollstuhl konnte ich nur ein Bett anfahren und stellte mir einen Stuhl auf die andere Bettseite, um mehr Ablagefläche zu haben. Die "Nachttischlampe" erlaubte halbwegs problemloses Lesen. Der Fernseher hat einen relativ großen Bildschirm und ist vom Bett aus ganz gut zu sehen. In der eisverkrusteten Minibar war neben der kleinen, fantasielosen Flaschenauswahl (z.B. nur "normale" Cola, no light or zero) noch viel Platz für eigene Einkäufe. Eine Klimaanlage gibt es nicht, ebensowenig Terrasse oder Balkon (siehe oben). Ausreichende Sauberkeit war gegeben.
Positiv fand ich, dass man von 6.30 bis 10 Uhr frühstücken und unmittelbar danach wohl bis in den frühen Nachmittag hinein brunchen konnte. Auch spätabends konnten Opernbesucher (wie übrigens vielerorts in der Stadt) noch warm essen. Sehr schlecht und für ein Vier-Sterne-Hotel absolut inakzeptabel beurteile ich allerdings die Qualität der angebotenen Speisen: Es gab z. B. Würstchen, Rührei,und auf Wunsch sogar Spiegelei, doch waren die Würstchen kleine Wiener (!) statt z.B. Nürnberger und außerdem kalt, bis das Spiegelei kam - offenbar wusste das Servicepersonal trotz der vielen ausländischen Gäste nicht, was ein englisches Frühstück ist. Zum Brunch gab es z. B. geschmackloses Schweinefleisch + trockenen Semmelknödelscheibe mit dünner Sauce + eine weißlich-grüne, mit dünnen Kohlfasern durchzogene Gemüsemansche. Das Salatangebot musste ich auch stehenlassen: Die grünen Bohnen im Salat hatten Kaugummikonsistenz, der Essig war von penetranter Schärfe, der Rotkohlsalat ein unangenehm schmeckendes Mus und auch der Weißkohlsalat unerfreulich angemacht. Die Käse- und Wurstauswahl lag nicht weit über Jugendherbergsniveau; es wurde teils zu spät nachgefüllt. Ich fand einzig das Brot- und das Müsli-Angebot in Ordnung. Mein Eindruck: Da kauft jemand sehr billig ein und hat nur eine sehr anspruchs-, geschmack- oder widerspruchslose Klientel im Blick.
Das Hotel hat sich komplett auf die Bedürfnisse älterer deutscher Festspielbesucher eingestellt. Es gibt viel Personal, alle sind freundlich und wirken kompetent. Die Rezeption spricht zumindest englisch. Eine Kellnerin war schwarz. Die Zimmerreinigung reagierte prompt auf meine Wünsche, als ich mir die Wiederherstellung der üblichen Ordnung verbat (z. B. sollte die Dusche nicht immer wieder unerreichbar hoch oben aufgehängt und Handtücher nicht auf der hohen Ablage deponiert werden). Niemand im Hotel war nach meinem Eindruck vertraut mit den besonderen Bedürfnissen von Rollstuhlfahrern.
Das Hotel liegt in einem Areal mit Ämtern und allerlei Firmengelände etwa 1,5 km vom Zentrum und ca. 5 Minuten entfernt von einem größeren Gewerbegebiet mit MediaMarkt, Rewe, netto usw.. Es gibt ein bisschen Grün drumherum, einen oberirdischen Parkplatz, eine Tiefgarage (6 Euro) und genug weiteren Parkmöglichkeiten in der Nähe,. Vor dem Haus eine Bushaltestelle. Mein Zimmer (Nummer 220) lag allerdings über dem Abstellplatz der Müllcontainer, was mich am Montag ab 6.30 Uhr senkrecht im Bett sitzen ließ. Leider hielten sich dort auch nach der Containerleerung von früh morgens bis spät in die Nacht immer wieder laut schwatzende Leute (z. T. wohl Raucher) auf. Das Hotel bietet Festspielbesuchern den Transfer zum Festpielhaus an, wozu ein gelb lackiertes historisches Auto mit Hotelwerbung eingesetzt wird.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Das Hotel bezeichnet sich als Tagungshotel und bedient in der Festspielzeit vorwiegend Festspielgäste. Den ganzen Tag über liefen in einer abgetrennten und abgedunkelten Nische der Lobby historische Aufnahmen von Wagner-Opern auf einem Großbildschirm. Leider war die Qualität der Aufnahmen so historisch, dass der Großbildschirm alle optischen Defizite deutlich machte. Nette Idee für Besucher ohne Eintrittskarten, aber unästhetisch. Ebenfalls in der Lobby befand sich ein tapetentischlanger Schmuckstand, hinter dem eine Verkäuferin saß. Sie war erfreulicherweise nicht aufdringlich.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 3-5 Tage im August 2011 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Karin |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 2 |