- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
- Zustand des HotelsGut
- Allgemeine SauberkeitSehr gut
Urlaub im September in der Prignitz Am Sonntag stieg ich in Leipzig, meiner Heimatstadt, frohgemut in den IC 2130 Richtung Nordwesten. Umsteigen in Magdeburg und in Wittenberge. Im Vorfeld hatte ich meine Fahrkarten via Internet bei der DB gebucht und bezahlt. Ich nutze immer die Abkürzung DB. Als die Wessis die „neuen“ Bundesländer erstürmten, fanden sie sich im Abkürzungsbereich der ehemaligen DDR nicht zurecht. Zu unrecht. Sie taten so, als würde in Westdeutschland nicht abgekürzt. Apropos „neue“ Bundesländer. Die sogenannten NEUEN Bundesländer sind teilweise viel älter, als die ALTEN BUNDESLÄNDER! Sachsen und Thüringen sind genauso alt wie Bayern und Hessen. Neu sind die Landesnamen mit Bindestrichen: Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz ua. Aber ich will nicht in der immer noch bestehenden deutschen Kleinstaaterei verweilen. Also DB. Was bedeutet das? Deutsche Bahn? Bundesbahn? Die Bahn? Wer weis das? Bestimmt nicht einmal der Obereisenbahner! Merkwürdiger Weise waren die Züge so gut wie pünktlich. Irgendein Obereisenbahner, sein Name begann, glaube ich mit M hatte ja einmal verkündet, dass bei schlechtem Wetter der Zugverkehr eingestellt würde. Rückfall in die Postkutschenzeit. Es war seit Tagen und Wochen schlechtes Wetter. Regen über Regen. Würden die Züge fahren? Wie schon gesagt: Sie fuhren und waren fast pünktlich! Ich kam wohlgemut kurz nach eins – Eisenbahner sagen: Dreizehnuhrund… in Perleberg am Bahnhof an. Am Bahnhof. Nicht im Bahnhof. Ab Wittenberge Schienenersatzverkehr wegen Bauarbeiten – nicht wegen Regen. Ein paar Schritte nur und ich stand vor meiner Unterkunft für die nächsten Tage. Hotel Stadt Magdeburg. An der kleinen Rezeption empfing mich ein fesches weibliches Wesen. Für mich nannte ich sie sofort „Blondie“. Blondie zeigte mir mein Zimmer. Nummer 1! Ein schönes großes Zweipersonenzimmer. Ich sah mir die Einrichtung sofort genau an. Vor allem den Schrank. Würde er auch so sein, wie im vorigen Hotel? Dieser Schrank hatte viele Fächer! Das versprach genügend Stauraum. Leider konnte ich nicht alle Fächer nutzen, da ich vorsichtshalber weniger Sachen als zu vor mitgenommen hatte. Breite Betten. Runder Tisch (unpolitisch). Zwei sesselähnliche Stühle. Fernseher. Im Bad gab es einen Föhn, einen Kosmetikspiegel, Kosmetiktücher, Flüssigseife, die übliche Zahl an Handtüchern und einen Beutel für 30 Gradwäsche. Die Funktion des Beutels habe ich vergessen zu erfragen. Die Duschkabine war geräumig. Das Toilettenpapier weich und nicht so faserig wie in anderen Hotels. Hotels kaufen ja immer das billigste Toilettenpapier – schön dünn. Dann wundern sie sich, wieso es so schnell alle wird. Ich lege immer mehrere Blätter übereinander. Am ersten Tag in einem anderen Ort, sehe ich mir diesen erst einmal oberflächlich an. Viel war sowie so nicht zu machen, da es wie überall regnete. Aber das ist ja nur äußerlich. Ich wurde und werde immer gefragt, warum ich so ein langer Lulatsch bin. Meine Antwort: Weil ich gern im Regen spazieren gehe. Blondie hatte mich beim Einchecken gefragt, ob mir bekannt sei, dass es zum Abend ein 4-Gangmenü gäbe. Das wusste ich nicht. So genau hatte ich nicht im Katalog nachgesehen. Mich hatte nur die Gegend – ich war noch nie in der Prignitz – nur in Randgebieten wie Kyritz, und der Preis interessiert. Vorsichtshalber fragte ich sofort nach. Als Blondie servierte, wusste ich nicht was ich sagen sollte! Ich bin ein Vielfraß. Dummerweise schmeckte es mir so gut, dass ich um Nachschlag bat. Das war ein Fehler! Die Portionen waren dann so gewaltig, dass ich am Donnerstagabend, ausgerechnet zu meinem Geburtstag, der Koch hatte sich besondere Mühe gegeben, schwächelte. Das Menü am Sonntag: 1. Gang: Lachskarpacchio auf Krautsalat mit Honig-Senf-Vinaigrette? 2. Gang: Kürbis-Cocos- Samtsuppe 3. Gang: Wildschweinroulade mit Apfelrotkohl und (3)Kartoffelklößen 4. Gang: Marmoriertes Schokoladenmus im Schokobecher mit Sahnekrokant und Blaubeeren Als Nachschlag bekam ich dann noch 3 Klöße und Tunke Anschließend hatte ich Mühe die Treppe zu bewältigen. Ich ging dann im Dunkeln noch spazieren, um besser zu verdauen. Am Montag gab es: 1. Gang: Riesengarnele auf Seegras mit Safransauce 2. Gang: Tomaten-Mango-Suppe 3. Gang: Putensteak auf Gemüsenest mit Currysauce und Petersilienkartoffeln 4. Gang: Pfannkuchen Pariser Art mit Schokoladensauce Ab Dienstag habe ich nicht mehr aufgeschrieben. Am Mittwoch bin ich anschließend nicht spazieren gegangen, da ich nicht mehr laufen konnte. Folge: Ich lag die ganze Nacht wach. Ein paar Worte zum Hotel. Das Grundstück steht auf historischem Boden. Ungefähr hier oder in der Nähe muss eine Burganlage der Edlen Herren Gänse bestanden haben. Die edlen Herren Gans hatten in Wittenberge, Perleberg, Wolfshagen und Putlitz eigene Burgen. Die erste Erwähnung einer Gastwirtschaft gibt es im Jahr 1843, als der Gastwirt Genicke einen Anbau beantragte. Vorher muss die Gastwirtschaft schon einige Zeit bestanden haben. Es folgten einige andere Gastwirte. 1876 erhielt die Gastwirtschaft den noch heute bestehenden großen Saal. Er wurde 1894 um einen Bühnenanbau erweitert. Die Außenterrasse wurde 1938 errichtet. Es gab nicht nur Bewirtung, es fanden auch politische Veranstaltungen statt. In der DDR bewirtschaftete der Konsum die Gaststätte. Das Haus wird als älteste noch betriebene Perleberger Gastwirtschaft traditionsbewusst weitergeführt. Zum Hotel gehört eine Bundeskegelbahn. Ein Biergarten. Es gibt einen separaten Raucherbereich. Fahrradverleih. Catering. Partyservice. Im Saal der bis zu 150 Personen fasst finden verschiedenartige Veranstaltungen statt. Es gibt regelmäßig Tanzkurse. Veranstaltungen der Volkssolidarität ua. Da ich nicht weg konnte. Wander- und Fahrradwege waren sehr nass, sah ich mir alles an, was es in der Stadt gab. Vor allem im Hagen, einem parkähnlichen weitläufigen Wiesengelände, ging ich jeden Tag spazieren. Zu erst über die Hagenpromenade an der Stepenitz entlang. Die „Innenstadt“ ist eigentlich eine Insel. Sie wird von verschiedenen Armen des Flüsschens umspült. Siebzehn Brücken stellen die Verbindung zur Außenwelt her. Es gibt ein Stadt- Heimat und Regionalmuseum mit vielfältigem Bestand auf mehreren Etagen in einem der alten schönen Stadthäuser. Ein Oldtimer-Museum. Ein DDR-Museum. In diesem bin ich nicht gewesen. Ich habe in der DDR gelebt und ärgere mich immer, wenn sie in der nostalgischen Erinnerung hochgejubelt oder von unwissenden Wessis verdammt wird. Perleberg besitzt einen sehr schönen Tierpark direkt im Wald gelegen. Einheimische Tiere. Exoten und hervorragende Lehr- und Lernprojekte und Objekte werden gezeigt. Ein Streichelzoo fehlt genauso wenig wie Kinderspielplätze und eine kleine Gaststätte. Untypisch ist eine Ausstellung von landwirtschaftlichen Geräten. Die Toilettenanlage ist vorbildlich. Die Wege sind gut ausgeschildert und bestimmte Gehege kann man entweder betreten oder sich von oben ansehen. Ein Graupapagei ist sprachbegabt. Ich habe mich einige Zeit mit ihm „unterhalten“. Er ahmte gekonnt seine Pflegerin nach und sprach nicht bloß einzelne Worte, sondern ganze Sätze. Ich pfiff ihm Kinderlieder vor. Und bald versuchten wir uns pfeifend zu übertrumpfen. Altes Gemäuer ist als eine von Eulen bewohnte Ruine gestaltet. Die Eulenburg. Auf meinen Spaziergängen kam ich mit einer ganzen Reihe von Einheimischen, Erwachsenen und Kindern ins Gespräch. An der Hagenpromenade traf ich zwei Kinder. Neun und dreizehn Jahre jung. Sie hörten Musik und sammelten Kastanien. Der kleinere Junge drückte mir drei Kastanien in die Hand und forderte mich auf, Kastanienzielwurf in einen Plasteeimer zu machen. Es war gar nicht so einfach, die Kastanien in den Eimer zu werfen. Begeistert von dieser Idee, erzählte ich ihnen, was sich Erzieher beim Schlosskinderfest im Jahr 2009 in Schönefeld so alles ausgedacht hatten, um auch kleinere Kinder einzubeziehen. Kleine Kinder konnten dort mit nassen Wattebällchen Zielwurf machen. Ich streifte durch die Gassen der Innenstadt und besuchte die Plattenbausiedlung entlang der Karl-Heine-Straße. Es gibt ein Hotel Deutscher Kaiser mit dem Kaisersaal, eine Prinzenapotheke und ein Prinzencafé. Der Bahnhof fristet wie viele Bahnhöfe ein tristes Leben. Am Busbahnhof ist ständig Bewegung. Die dreizehntausend Einwohner können in verschiedenen Supermärkten, aber auch in kleinen Geschäften einkaufen. Ich wäre gern mit einem Fahrrad in andere Orte der Prignitz gefahren. Aber den Fahrradverleih des Hotels konnte ich nicht nutzen. Für meine Körpergröße gab es kein passendes Rad. Und soviel wie im Harz wollte ich bei dem nassen und kühlem Wetter nicht zu fuß unterwegs sein. Ein paar sehr schöne Tage in Perleberg verlebt. Das Stadtwappen konnte mir niemand erklären. Auch der Direktor des Regionalmuseums nicht. Ich werde bestimmt wieder einmal nach Perleberg fahren und im "StaMa" wohnen. Voraussetzung: Besseres Wetter. Was mich vor allem nach Perleberg zieht, ist natürlich die Kunst der Köche. Aber auch die Damen haben enorme Anziehungskraft. Mir ist es noch nie passiert, dass ich in einem Hotel mit Namen angesprochen wurde. Wie Blondie das Essen ankündete. Die Einzelheiten des Menüs aufzählte. Da schmeckte das Essen schon bevor ich es auf der Zunge hatte. Allen Damen und dem gesamten Personal möchte ich auf diesem Weg meinen Dank aussprechen. Auf der Heimfahrt waren die Züge auch wieder einigermaßen pünktlich. Im IC ab Magdeburg kam ich mit einer jungen Dame ins Gespräch. Sie saß auf meinem Platz. Kam von Peine und wollte nach Dresden. Da der Nebenplatz frei war, setzte ich mich neben sie. Wir unterhielten uns über Literatur und plauderten ein wenig über unser Leben und die Familien. Eigentlich wollte ich im Bordbistro etwas spachteln, aber die Unterhaltung war mir lieber. Die Zeit verging wie im Flug. Ich vergaß mich über die verkommenen Gleisanlagen der DB zu ärgern und tauchte in Leipzig wieder in den Großstadttrubel. GS
- ZimmergrößeSehr gut
- SauberkeitSehr gut
- Ausstattung des ZimmersEher gut
- Atmosphäre & EinrichtungGut
- Sauberkeit im Restaurant & am TischSehr gut
- EssensauswahlSehr gut
- GeschmackSehr gut
- Kompetenz (Umgang mit Reklamationen)Sehr gut
- Freundlichkeit & HilfsbereitschaftSehr gut
- Rezeption, Check-in & Check-outSehr gut
- FamilienfreundlichkeitSehr gut
- Einkaufsmöglichkeiten in UmgebungGut
- Restaurants & Bars in der NäheSehr gut
- FreizeitangebotEher gut
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
- Lage für SehenswürdigkeitenSehr gut
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1 Woche im September 2010 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Georg Hans |
Alter: | 66-70 |
Bewertungen: | 5 |