- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Ein noch relativ junges Hotel, das aber deutlich auf dem absteigenden Ast ist. Wir kennen so einige 4*+ und 5* Hotels und hier bekommt man für den nicht ganz unambitionierten Preis eine ziemlich schlechte Leistung.
Das Zimmer der gehobeneren Klasse (Typ Suite Meerblick, SUM1, Zimmer 1147) entsprach den Erwartungen und war in generell gutem Zustand. Die Halterung der Glastür im Bad hing allerdings so lose an der Wand, dass man schon befürchten musste, dass sie auch abfallen könnte. Überraschend war (für eine Suite in 4*+), dass es keine normale Dusch gab, sondern nur eine Badewanne mit Glaswand. Bei der Zimmerbeschreibung SUM1 „Dusche, Badewanne, WC“ war unsere Erwartung eigentlich Dusche und Badewanne separat und die Zimmerbeschreibung insofern wohl falsch. Die Glasbrüstung der beiden Terrassen hatte man offenbar schon etwas länger nicht mehr gereinigt. Der Durchblick auf den Atlantik war sichtlich getrübt. Selbst bei Calima-Wetterlagen mit viel staubiger Luft kennen wir das vom Hotel Roca Nivaria auf Teneriffa deutlich besser. Der Blick von der Terrasse geht im 45°-Winkel seitlich aufs Meer. Und somit auch über etwas Brachland neben dem Hotel. Unbewachsene Lava wäre auf einer Vulkaninsel absolut fein. Aber hier ist die Fläche zwischen dem Royal Palm und dem benachbarten TUI Magic Life eigentlich der lustlos aufgeräumte Rest einer Baustelle. Bauschutt auf mehreren Ebenen, Abwasserleitungs-Bauteile, Absperrbaken aus Kunststoff, kleine Holzstücke und ein vergessener Big Bag erfreuten das Auge. Immerhin etwas abgeschwächt durch das schmutzige Glas der Brüstung. Die Suite war im obersten Stockwerk, also ohne Zimmer drüber. Was wir an Türenknallen von unten gehört haben, lässt ahnen, dass das Gebäude wirklich so hellhörig ist, wie man in anderen Rezensionen lesen kann. Das Bett war sehr bequem. Hatte was von einer Kaltschaummatratze, aber ohne ausgeprägte Formstabilität. Die Bewegungen des Bettnachbarn wurden sehr gut gedämpft. Das Schlafzimmer und der Wohnraum der Suite verfügten über separate Klimaanlagenthermostate. Allerdings ohne sonst üblichen Ein/Aus-Schalter. Im Schlafzimmer war ein Drehschalter beim Bett, mit dem die Anlage komplett abgeschaltet werden konnte. Im Wohnraum fand sich kein solcher Schalter und als Notlösung ließen wir die Terrassentür einen Spalt geöffnet, damit das Zimmer nicht zum Kühlschrank wurde. Am Tag vor der Abreise fanden wir dann doch noch den zweiten Schalter - er befand sich unsichtbar hinter der Kante eines an die Wand gestellten Tischs.
Im Restaurant folgte auf eine lustlose Begrüßung der erste Rundgang am Büffet. Der Ersteindruck war nicht überwältigend, aber sicher für eine Woche auch ohne nennenswerte Variation machbar. Täglich wechselnde Themenabende wie in anderen Hotels üblich sind offenbar nicht vorgesehen. Das ist für 4*+ dann schon eher schwach. Sauberes Geschirr zu finden, war fast ein Glücksspiel. Wenn nicht gar sichtbar auf der Oberseite in den Tellerstapeln, dann befanden sich an fast allen Tellern auf der Rückseite ertastbare Speisereste. Auch das Besteck war fast immer fleckig und wies auch sehr oft hartnäckige Rückstände auf. Wir mussten es wiederholt tauschen bzw. an bereitliegenden Löffelfächern mehrere Löffel wegsortieren, bevor sich ein akzeptabel sauberes Exemplar fand. Das Ganze wiederholte sich am Abend und am Morgen darauf. Und am nächsten Tag erneut. Und wieder und wieder. An frisch eingedeckten Tischen fanden sich Krümel und schmutzige Untertassen von vorherigen Gästen. Das Problem ist ganz offensichtlich chronisch und findet sich inzwischen auch in mehreren Rezensionen. Es ist ekelig, unzumutbar und nicht nur für 4*+, sondern jede Hotelkategorie völlig inakzeptabel. Die Salz- und Pfeffermühlen auf den Tischen sind aus dunklem Holz und klebrig. Man kann nur ahnen, was für ein Tummelfeld für Keime die sind. Viele Speisen sind auch oft nur noch gerade so lauwarm. Auch das wird in mehreren Rezensionen thematisiert. Beim Frühstück gibt es viele Fertigprodukte, speziell auch Dosenobst. Nicht toll, aber kann man mit leben. Da finden sich dann aber auch mal Schüsseln mit Birnen oder Aprikosen, die bereits unappetitlich bräunlich-grünliche Farbtönung annahmen. Macht Lust auf den Lachs, oder? An der Station, wo am Abend kleine Schweinemedaillons zubereitet wurden, nahm der Koch für die nächste Charge den benutzten Teller von der Wärmeplatte, spülte diesen notdürftig unter einem Wasserhahn ab und verwendete den Teller so nass wie er war gleich wieder, um neues Fleisch darauf zur Verfügung zu stellen. Wenn das die öffentlich sichtbare Hygienekultur im Restaurant ist, möchte ich gar nicht wissen, was hinter den Kulissen in der Hauptküche passiert. Nach zwei Tagen im Hotel (und zwar exklusiv dort, kein externer Aufenthalt, keine externen Speisen) erkrankte zuerst meine Frau und einen Tag später ich an einer massiven Gastroenteritis. Wir können natürlich nicht nachweisen, was die Ursache war, aber einen triftigen Verdacht haben wir schon. Sie auch?
Das Einchecken war okay, eine Begleitung zum Zimmer in dem durchaus als ungewöhnlich unübersichtlich zu bezeichnenden Gebäude gab es aber nicht. Beim Auschecken am Vorabend der Abreise und auch bei der Schlüsselabgabe interessierten sich die beiden Rezeptionskollegen nicht dafür, ob es uns gefallen habe und brachte auch nicht über die Lippen, dass man hoffe, dass wir doch wiederkommen mögen. Größeres Desinteresse an seinen Gästen kann man eigentlich kaum demonstrieren. Zum Einkaufen muss man zum Supermercado im "Nachbarort" (5 Minuten mit dem Auto). Im Hotel gibt es im Untergeschoss einige Ladenlokale, aber die stehen fast alle leer und sehen trostlos aus.
Das Hotel liegt sehr weit im Süden Fuerteventuras, nur wenige Kilometer nördlich von Morro Jable und dem Strand bei Jandia. Es liegt direkt am Meer und hat etwas Abstand zu den beiden Clubanlagen links und rechts. Direkter Strandzugang aus der Hotelanlage. Bei der Ankunft am (offensichtlich vor 6 Jahren fertiggestellten) Hotel sieht die Straße noch immer aus wie eine Baustelle. Unebener, grober Asphalt (scheinbar ist das der Unterbau und die oberste Schicht mit feinem Asphalt wurde nie aufgebracht). Die Bürgersteige sind im Unterbau vorhanden – Beton mit herausragenden Deckeln für unterirdische Leitungen – es fehlt der Niveauausgleich durch passende Gehwegplatten. Eine interessante, aber beschwerliche Huckelpiste mit Rollkoffer zur schließlich ordentlich gepflasterten Zufahrt des Hotels. Erster Eindruck eher mäßig. Nach Berichten in lokalen Medien soll das Hotel ohne gültige Baugenehmigung errichtet worden sein und es läuft ein Gerichtsverfahren, an dessen Ende langjährige Haftstrafen für den ehemaligen Bürgermeister, den Architekt des Bauherren, den Prokuristen des Unternehmens und den Gemeindearchitekten sowie der Abriss des Hotels stehen können. Die Eigenpräsentation des Hotels in sozialen Medien und der eigenen Webseite spricht von Luxus. Das halte ich für sehr übertrieben.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Wir haben dank der Suite unsere eigene Terrasse nutzen können und mussten nicht am Pool zwischen den wenigen Sonnenschirmen auf der Betonwüste im Innenhof schmoren. Neben der unteren Ebene ist die Technik für den Pool untergebracht, die einen höllischen Lärm macht. Dort sind die Liegen deutlich enger gestellt, dafür kann man teilweise das Meer sehen.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im März 2024 |
Reisegrund: | Strand |
Veranstalter: | TUI |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Marc |
Alter: | 56-60 |
Bewertungen: | 84 |