Sentido Phenicia

Zugegeben, ich hatte schon ein etwas mulmiges Gefühl nach Tunesien zu reisen. Die Anschläge in Tunis und Sousse machen schon nachdenklich und tragen nicht gerade dazu bei einen Urlaub zu buchen und unbefangen eine Woche in Hammamet zu verbringen. Ich bereise Tunesien seit 35 Jahren, kenne das Land relativ gut und habe viele Hotelanlagen in ganz Tunesien kennengelernt. Jedes einzelne Hotel hatte seine Vor- und Nachteile oder man konnte es komplett vergessen. Entschieden habe ich mich vor ca. 10 Jahren für das Phenicia in Hammamet und habe mit Familie und Freunden viele schöne Urlaubstage verbracht. Im Februar 2018 habe ich das Hotel für einen einwöchentlichen Urlaub nach 6 Jahren wieder gebucht. Bereits bei der Ankunft leider erst um 24:00 Uhr fühlte ich mich wie zuhause. Der Empfang und Check Inn war sehr gut und herzlich. Meine vorab gewünschten „Extras“ wurden erfüllt und ich hatte ein gutes und geräumiges Zimmer 6016 mit Pool Blick das wie alle anderen Zimmer vor einigen Jahren komplett saniert wurde ( war auch zwingend notwendig). Das Zimmer liegt wie fast alle im „Block 6“ über dem Frühstücksraum ,sodaß ich kontinuierlich morgens um gegen 4:00 Uhr durch die Arbeiten in der Küche geweckt wurde. Der Zimmerservice und die Reinigung von Mohamend war gut und ich hatte einen immer freundlichen und aufmerksamen Service. Der technische Service war bei Problemen mit der TV Anlage schnell und hat das Problem auch gelöst. Leider hat die Sanierung nur in den Zimmern stattgefunden. Es gibt viele Bereiche in der Anlage die ungepflegt, unansehnlich stark verschmutzt und verkommen sind. Wie zum Beispiel der Eingangsbereich zur Frühstücks „Kantine“. Steril, kalt und dringend renovierungsbedürftig. Das Frühstücks Büffet entspricht eher einem nordafrikanischen 3 Sterne Hotel. Da passt es auch das der Orangensaft in Kaffee Pappbechern serviert wird. Noch schlimmer das sogenannte Fitness Center. Alte verrostete und nicht intakte Geräte und der Fußboden verdreckt, der Teppichbelag gerissen. Da fühlt man sich als Reisender mit der Präsentation und den Bildern auf der Web- Site von der Thomas Cook Gruppe und ihrem SENTIDO Phenicia Hotel schon verschaukelt. Der Gesamteindruck der Anlage war befriedigend und in den letzten 10 Jahren hat sich kaum was zum Positiven verändert. Auch im Restaurant wurde nichts optimiert. Die Tische sind instabil und wackeln wie vor 10 Jahren. Da hilft auch kein Stapel Servietten am Tischbein .Das Essen war für meinen Geschmack gut und für eine Woche abwechslungsreich. In verschiedenen Bereichen wurden Speisen durch Show Cooking frisch zubereitet. Der eine oder andere Koch war sichtlich überfordert. So dauerte es schon mal bis zu 15 Minuten Wartezeit bis der Oktopus fertig war und die Gäste in Schlangen warten mussten und der Koch es mit tunesischer Gelassenheit aufnahm. Der Service in allen Bereichen gut und mit ein paar Dinar noch besser. Der Wein im Restaurant wird in noch geschloßenen Flasche serviert was ich als sehr angenehm empfand. Die Qualität war mittelmäßig und mindestens jede 2 Flasche Rotwein verkorkt. Selbstverständlich wurde der Rotwein sofort ausgetauscht, die verkorke Flasche aber dann ein paar Tische weiter wieder ausgeschenkt. Es gibt tatsächlich Urlauber die diesen gekippten Wein noch konsumierten. Bedingt durch die relativ schlechte Wetterlage 13-17 Grad und viel Wind habe ich dann zwangsweise den Wellnessbereich für eine Massage 50 Minuten 75 Dinar genutzt. Auch hier hat sich nichts verändert. Eine kleine lieblose Abstellkammer mit zwei In die Jahre gekommenen Massage Liegen. Auf der Liege eine Art Krepp Papier und der Hygiene Standard mangelhaft. Keine Abdeckung des Körpers durch Handtücher oder Decken Die Massage war jedoch ganz ok . Nach der entspannten Massage wurde ich dann noch ausgiebig mit dem verölten harten Krepp abgerubbelt. Wellness sieht anders aus. Die Animation war verhalten da in den ersten 3 Tagen nur sehr wenige Gäste im Hotel waren. Danach kam eine große Gruppe englische Touristen, Golf-und Tennisspieler, französische und tunesische Gäste. Das Hotel füllte sich mit über 400 Gästen und die Animation fand in der Lobby statt. Auch hier war der Service durch die Mitarbeiter aufmerksam, gut und freundlich. Die angebotenen Spirituosen haben allerdings die absolut unterste Qualitätsstufe. Auch zum Thibarine wird eine billige Alternative ausgeschenkt. Ein original tunesischer Thibarine kostet 8500 Dinar und ein relativ umfangreiches internationales Getränke Sortiment gibt es in der Hotel Bar Carillon gegen Bezahlung. Für kleines Geld 5-6 Dinar mit dem Taxi (direkt vor dem Hotel ) geht es in das Zentrum von Hammamet und in die Altstadt. Die politische und angespannte Lage erlebt man hier in allen Facetten und es ist nicht zu übersehen das es in Tunesien nicht aufwärts geht. Tunesien ertrinkt außerdem im Müll. Zugegeben ich habe in der „Winterzeit“ nicht mit vielen Touristen gerechnet. Aber diese trostlose Situation hatte ich nicht erwartet. Überwiegend geschlossene Geschäfte, die Straßen verschmutzt , Mengen von Müll und kaum Urlauber. Die Stadt Hammamet hat ihren einst so orientalischen Charme verloren. Ich hatte den Entschluss gefasst im Chez Achour guten frischen Fisch zu essen, aber auch hier war ich der einzigste Gast. Nach einem frischen The a la Menthe im Cafe Sidi Bouhdid ging es nach 40 Minuten wieder in das Hotel Phenicia. Ich habe mich überall relativ sicher gefühlt. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es heute nirgendwo mehr. Für die Touristen wird viel in Tunesien getan zumindest ein Sicherheitsgefühl durch Polizei, Militär und Security zu vermitteln. Ob man sich unter den gegebenen Umständen mit Straßen- und Blockaden Sperren sowie Militär- und Polizei Kontrollen wohl fühlt muss jeder Urlauber für sich entscheiden ob er das möchte. Das Land hat unendlich viele Probleme und es geht eher zurück als nach vorne. Trotz der beschriebenen Umstände empfehle ich das Hotel weiter weil ich einen angenehmen Aufenthalt im Phenicia verbringen durfte. Der Service war freundlich und aufmerksam. Die angebotenen Speisen im Restaurant abwechslungsreich und gut .Mein Zimmer in guter Lage, geräumig, sauber und mit Ausblick auf den Garten und Pool . In vielen Bereichen muss man schon sehr tolerant sein und die Augen zudrücken um das Hotel noch zu empfehlen. Zum Schluss noch ein herzliches Gruß an Frau Kerstin Rouis vom Guest Relation Management . Ich wünsche ihr und dem Personal eine hoffentlich gute und friedliche Saison. Für mich war es jedoch diesmal der letzte Besuch in Tunesien.

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