Can Garden Resort

Legende: Erholsamer Schlaf ist garantiert… Wahrheit: …nicht drin. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen die bekanntermaßen hellhörige Bauweise in der Türkei. Zum anderen aber auch die nahegelegene Moschee. Wir hatten am Anfang ein Zimmer zum Rutschenpool. Gegen 4:20 Uhr fielen wir dann regelrecht aus dem Bett, als der Muezzin im Morgengrauen zum Gebet rief. Gefühlt stand er direkt neben unserem Kopfkissen. Nach drei Tagen und zwei Anläufen an der Rezeption dann Umzug in einen anderen Block. Was es gebracht hat? Jetzt stand er gefühlt nicht mehr neben dem Bett sondern auf dem Balkon. Gute Nacht. Und außerdem… Legende: …man braucht nicht zu reservieren. Wahrheit: Haha. An exponierten Stellen steht angeschlagen, dass reservierte Liegen vor 8:00 Uhr von der Hotelleitung frei geräumt werden. Prima, dachten wir, kannten wir das doch aus dem Lilyum und dem Novum Garden, dann kann man ja das Reservieren vergessen. Bis wir um 7:30 Uhr am anderen Morgen dumm dreingeschaut haben, weil am Pool nicht eine Liege mehr frei war. Es gibt da so ein Bretterpodest, auf dem noch ein paar Liegenpolster auf dem Fußboden rumliegen, das war dann unser Elendsquartier für den Tag – wie für alle anderen neuen Gäste, die an vielen anderen Morgen das gleiche Gesicht zogen wie wir. Also, die Essenz des Ganzen: Spätestens ab 6:00 Uhr reservieren. Noch weniger Schlaf. Die Krönung war allerdings, dass die Hotelleitung zwei Tage, bevor wir abreisten, dann plötzlich doch die reservierten Liegen am Pool räumte. Damit war das Chaos dann perfekt. Legende: Der Pool ist zu klein. Wahrheit: Stimmt. Und nicht nur der Pool, sondern auch der Platz um den Pool ist viel zu beengt. Außerdem habe ich in der Türkei noch nie so trübes Poolwasser gesehen. Es war keine Wasserbewegung durch Pumpen zu spüren (also keine Angst, hier wird niemand angesaugt…), dafür wurde großzügig gechlort. Fast jeder übrigens, mit dem wir gesprochen haben, hatte Magenprobleme und/oder Durchfall. Wir auch. War es der Pool? Legende: Die Animation ist gut. Wahrheit: Stimmt nicht. Zumindest nicht die Animation für Erwachsene, denn der Miniclub schien den Kindern Spaß zu machen. Aber ansonsten sah man von den Jungs (die Mädels möchte ich hier ausklammern) nicht viel, außer beim Posing, am allerwenigsten vom Chefanimateur, der sichtlich lustlos seine Anwesenheit verbarg und es eisern vermied, zu grüßen oder ein Wort an die Gäste zu verlieren. Auch die Abendshows waren gewöhnungsbedürftig und so ziemlich das schlechteste, was wir je erlebt haben. Mir taten nur die Angestellten leid, die für die Shows sämtliche schweren Holzliegen und Schirme wegräumen mussten, um die Bestuhlung aufzustellen. Der Aufwand stand in keiner Relation zum Ergebnis. Ehe ich’s vergesse: Da waren auch noch zwei Alleinunterhalter, ein in die Jahre gekommener Musiker und eine ebensolche Dame mit den höchsten Plateauschuhen, die man sich vorstellen kann. Sie spielten mehrfach in der Woche auf der Dachterrasse, in der Lobby, im Speisesaal und im Fischrestaurant. SIE konnte ganz gut singen, spielte sauber Querflöte und Klavier. ER sang… besser nicht, dafür war er ein kleiner Gitarrengott, von Dire Straits über Clapton bis Deep Purple, wow. Legende: Der Strand ist toll. Wahrheit: So ist es. Dass die Lage des Hotels nicht die beste ist, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Das wird aber wieder wett gemacht durch den hervorragenden Shuttleservice (die beiden Fahrer sind einfach nur klasse) und die schöne Strandbar mit dem tollen Ausblick auf den feinen Sandstrand und das flach abfallende Meer. Außerdem gibt es am Strand Ali. Und Ali muss ein Dschinn sein, sonst könnte er nicht alle Wünsche der Gäste erfüllen, alles sauber halten, den Kollegen an der Strandbar helfen und dann auch noch nachts den Pool reinigen. Vielleicht wird er aber auch nur gnadenlos vom Hotel ausgenutzt. Legende: Das Essen ist gut. Wahrheit: Das Essen ist gut. Punkt. Trotzdem noch ein paar Anmerkungen. Wir waren letztes Jahr im Grand Aqua, das mit dem Grand Side zusammen einen eigenen Bio-Bauernhof besitzt. Dort war das Essen SEHR gut. Wo liegt der Unterschied? Ein Beispiel: Im Can Garden gibt es (außer Huhn/Pute) fast nur klein geschnittenes Fleisch, oft in Richtung Gulasch verwertet. Das lässt darauf schließen, dass hier eher günstiges Restfleisch eingekauft wird. Das muss nicht schlecht sein, man kann daraus halt nur nichts sehr Gutes zaubern. Was jedoch äußerst positiv zu bewerten ist: Nachmittags wurden immer kleine Aufmerksamkeiten direkt am Pool verteilt, wie gebackene Maisstangen und Wassermelonen. Zudem gab es, ebenfalls nachmittags, nicht nur reichlich Kuchen, sondern zusätzlich Pizza, Crepes, Eis und vieles mehr – DAS war SEHR gut. Und das wiederum gab es im Grand Aqua nicht. Legende: Der Service ist gut. Wahrheit: Stimmt im Kern. Die Kellner/innen sind durch die Bank sehr aufmerksam und gut drauf. Was bei dem nicht gerade berauschend bezahlten Knochenjob von morgens bis spät abends eigentlich verwundert. Gebt Trinkgeld! Reichlich! Die Rezeption ist mal sehr zuvorkommend, dann aber auch wieder verstörend unorganisiert. Wir wollten zum Beispiel unser Zimmer am Abreisetag verlängern, da wir erst abends abgeholt wurden. Zwei Tage vorher hatten sie noch keinen Überblick, ob das ging, einen Tag vorher auch nicht, dann am Abreisetag hätten wir nach langem hin und her verlängern können – bis 16:00 Uhr. Was nutzt das, wenn man erst gegen 20:30 Uhr abgeholt wird und dann doch im Spabereich die wenig einladenden Duschen benutzen muss? Nun gut, dachten wir, ist halt alles besetzt. Bis wir jetzt von anderen Gästen erfahren haben, dass das Zimmer anscheinend noch mehrere Tage leer stand… ??? Der Reparaturservice (Duschkopf kaputt) hingegen funktioniert reibungslos und flott. Noch ein paar Worte zur Zimmerreinigung: Nicht gut, sehr lustlos, trotz gutem Trinkgeld. Mal fehlte Toilettenpapier, meistens ein Bade- und ein Handtuch, Nachtshirt in die Ecke gepfeffert, Reinigung huschhusch. Wobei es für mich im übrigen völlig uninteressant ist, ob die Reinigungskräfte türkisch, deutsch oder chinesisch sprechen… Legende: Das Hotel ist schön angelegt. Wahrheit: Ist es. Eigentlich. Was wirklich äußerst gelungen ist: Die Dachterrasse. Wunderschön angelegt, mit einer runden Bar in der Mitte, unterteilt in Nischen durch kleine Hecken, mit Blick über den Pool auf die einem Segelschiff nachempfundene Poolbar mit dem Fischrestaurant auf dem Deck – genial. Der Hauptpool erstreckt sich ganz interessant zu Fuße des Hotelkomplexes, bestehend aus einem großen und einem kleinen Becken, und verbunden durch einen kurzen Kanal. Sehr schön. Das Kinderbecken ist nicht mehr als eine vergitterte Badewanne. Das Hauptrestaurant ist gut in einen der Hotelblöcke integriert, die Außenplätze sind teilweise beschattet und wirken recht einladend. Der Kinderclub und der Rutschenpool sind leider nur durch die Außenplätze des Restaurants zu erreichen (Rutschgefahr!), und liegen recht abseits. Der Rutschenpool (2 Rutschen) selber ist unterer Standard und fristet ein stiefmütterliches Dasein. Die Rezeption/Lobby/Lobbybar ist hübsch angelegt, die Geschäfte liegen günstig. Auf einer Seite des Hotelkomplexes gibt es noch ein großzügiges, abgetrenntes Grundstück mit dem mediterranen Restaurant, einem Fußballplatz und ein paar einsamen Liegen. Und daher jetzt auch zum ‚Eigentlich’. Insgesamt wirkt das alles sehr beengt, es fehlen Freiräume, Garten (Can ‚Garden’?), ein bisschen Auslauf. Das Verhältnis Außenanlage und Pool zu Touristen/qm steht einfach in einem krassen Missverhältnis. Warum wird das Grundstück nebenan nicht integriert? Hier ist Platz satt, da könnte man die ganze Situation locker entspannen. Oder soll hier noch ein zusätzlicher Komplex gebaut werden? Bloß nicht! Legende: Die Niederlande sind ein kleines Land. Wahrheit: Kann nicht stimmen. Oder das Land ist im Sommer leer, und alle Einwohner sind in der Türkei. An dieser Stelle eine Bitte an unsere Nachbarn: Deutsche sind auch Menschen, und man kann ruhig mal ganz normal mit Ihnen sprechen. Ehrlich. Zum Schluss: Wie, trotzdem eine Weiterempfehlung? Ja sicher, trotz der Einschränkungen hat das Hotel viele Details, die einfach passen. Ein Abend auf der Dachterrasse mit netten Leuten und schönem Blick auf das Schiff – herrlich. Ob wir noch einmal dahin fahren? Nein, eher nicht. Wir haben das Hotel besucht, es nicht bereut, aber jetzt ist auch gut, es gibt schließlich noch jede Menge andere Hotels, die auf uns warten…

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