- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Schon seit längerer Zeit hatte ich vor, mit meinem Sohn einmal ins Cliff Hotel Sellin zu reisen. Befreundete Kunsthändler hatten mir von ihrem herrlichen Kurzurlaub dort erzählt und mir das Hotel empfohlen. Als ich dann Anfang Mai 2011 auf ein "Topangebot" stiess und mein Sohn in der Schule Anfang Juni einen Brückentag an einem Freitag hatte, zögerte ich nicht lange. Drei Tage bei zwei Übernachtungen inklusive Frühstücksbuffet für 99.- Euro pro Person bedürften keiner Überlegung; was sich bereits zwei Tage später als gut erwies, denn das reizvolle Kontingent war – verständlicherweise - sehr schnell ausgebucht. Zwei Tage vor der Abreise entschied ich mich, besser mit dem Zug dorthin zu fahren, zumal mit dem „Ostsee-Ticket“ der Deutschen Bahn das Ziel bequem und kostengünstig in etwa vier Stunden erreichbar ist. Ich rief einen Tag zuvor im Hotel an, um zu erfragen, bis zu welcher Station (Sellin Ost oder West) wir fahren müssen. Die erste angenehme Überraschung, denn die freundliche Rezeptionistin sagte mir, wir sollen einfach bis Bahnhof Binz fahren, die Ankunftszeit nennen, dann wird uns ein Shuttle-Fahrer zum Transfer ins Hotel abholen – das klappte perfekt (nicht zuletzt auch dank der Deutschen Bahn, die ausnahmsweise pünktlich war!), wir wurden herzlich vom netten Fahrer empfangen und mit ersten Informationen versorgt. Wir besprachen auch gleich den Zeitpunkt des Rücktransfers, der am Morgen der Abreise vom Fahrer nochmals telefonisch bestätigt wurde. Angekommen an der Rezeption gegen 12.30 Uhr, wurden wir freundlichst darauf hingewiesen, dass unser Zimmer erst um 16.00 Uhr bezugsfertig wäre, was nicht nur in einem 5Sterne-Hotel etwas befremdend anmutet, denn man möchte natürlich zunächst in sein Zimmer, etwas auspacken, sich umziehen, was auch immer (war dann schließlich um 14.00 fertig). Freilich muß man die Wartezeit aber nicht in der Lobby verbringen (wie ich es in einer Hotelbewertung von einem Gast gelesen habe). Mein 9jähriger Sohn konnte es eh’ nicht mehr erwarten, mit dem Lift zum Privatstrand zu fahren, was er „voll krass“ fand, während ich es in den nächsten Tagen vorzog, die Holztreppe zu nehmen, von der sich ein wunderbares Panorama eröffnet. Der Strand mit feinem Sand ist sehr sauber und großzügig. Strandkörbe werden für 9.- Euro pro Tag verliehen (oder auch für 4.- Euro für einen halben Tag, was ich am letzten Tag, als wir nur noch 2 Stunden Zeit hatten, auf Nachfrage erfuhr). Die Leihgebühr ist auch völlig in Ordnung, abgesehen davon haben wir einen Gutschein für einen Strandkorb bekommen (zur Auswahl mit Fahrradverleih). Es gibt einen hoteleigenen Zugang zum Strand, dessen Gittertür sich von innen (vom Hotel) mittels Knopfdruck und von außen (vom Strand) mittels eines vierstelligen Code’s öffnen lässt. Sehr repräsentativ ist auch das große Eingangsportal mit zwei bekrönenden, vollplastischen Löwen und schmiedeeisernem Gittertor. Hinfahren und geniessen! Schöne Ausflugsmöglichkeiten! Praktisch ist der nicht weit entfernte Netto-Markt und das benachbarte kleine Kaufhaus, wo man alles bekommt, was man vergessen hat oder eben noch benötigt.
Das Doppelzimmer lag im zweiten Stock des Hauptgebäudes, hatte, wie im Angebot versprochen, einen Balkon, allerdings mit Blick zum Eingangsbereich links mit parkenden (und fahrenden) Autos, rechts mit dem überdachten Schwimmbad. Dennoch gibt es dort soviel grün, Bäume und Grünflächen, dass es ok war. Das Zimmer selbst war normaler Standard (mit Reminiszensen an die ehem. DDR-Einrichtung), mehr hatte ich auch ehrlich gesagt bei dem Schnäppchen-Angebot nicht erwartet. Ich hatte aber Gelegenheit, mir andere Zimmer anzusehen und werde beim nächsten Mal (und das wir es ganz sicher geben!) auf jeden Fall ein Doppelzimmer de luxe mit Seeblick oder eine Juniorsuite bevorzugen, was natürlich auch seinen Preis hat.
Am ersten Abend hätten wir gern die mediterrane Küche im „Casa Blanca“ probiert, aber leider war das Restaurant wegen einer Hochzeit nur für die geschlossene Gesellschaft zugänglich. So haben wir wunderbar zubereiteten Fisch in den „Seeterrassen“ gegessen. Lobenswert (und eigentlich selbstverständlich) finde ich es immer, wenn die Servicekräfte direkt mit meinem Sohn sprechen und nicht über seinen Kopf hinweg fragen: „Was möchte denn der Junge essen/trinken etc.? / Hat’s dem Kind auch geschmeckt?“ Hier war das anders und auch selbstverständlich - prima! Kurz vor unserer Abreise hat man Sohn noch etwas auf der Bistro-Terrasse vor dem Hotel gegessen und ich ein Glas Prosecco getrunken – ein schöner Ausklang unserer Kurzreise an einem wundervollen Ort! Das Frühstücksbuffet mit zahlreichen warmen und kalten Speisen war sehr vielseitig, reichhaltig und schön angerichtet. Begrüßung und Service waren sehr freundlich und persönlich: "Möchten Sie bei dem schönen Wetter nicht gern auf der Terrasse frühstücken? Benötigen Sie einen Sonnenschirm?" Die Terrasse bietet einen herrlichen Panorama-Blick auf die Ostsee. Ein charmanter junger Kellner brachte mir einen wirklich vorzüglichen Cappucini - der übrigens nicht extra bezahlt werden musste! - und hatte alles im Griff.
Ein Hotel fällt und steht natürlich ganz wesentlich mit dem Service und dem Personal. Und das ist ausgezeichnet und spürbar im privat geführten Cliff Hotel mit sehr gutem Management und einem sehr engagierten, fähigen Direktor. Das Personal an der Rezeption, in den Restaurants, an der Bar, am Strand, der Fahrer/Doorman war stets sehr freundlich und kommunikativ. Etwas verwundert war ich allerdings, als ich eine junge Dame an der Rezeption nach einer schnelleren Verbindung als die überall genannte 3 ½ stündige Schiffstour zu den Kreidefelsen fragte und sie mir nur mit einem Informationsblatt zum Schiffsverkehr weiterhelfen konnte, wo wiederum eben nur die An- und Abfahrtszeiten der Schiffe angegeben waren. Da ich davon ausgehe, dass eine solche Frage von einer großen Anzahl der Gäste gestellt wird, sollte man darauf besser vorbereitet und kompetenter sein. Vielleicht war die Mitarbeiterin ja auch noch neu im Hotel…
Das Cliff-Hotel verdankt seinen Namen seiner auf einem Felsenkliff gelegenen traumhaften Lage direkt am Meer. Die ganze Insel kann von hier aus gut erkundet werden. Sellin, Binz und Putbus in der Nähe. 5 Minuten Fußläufig vom Hotel ist eine Haltestelle des historischen Dampfzuges "Rasender Roland". Einzigartig ist der Lift zum Strand, was natürlich mit der legendären Geschichte des Hotels zusammenhängt, entstand große Anlage doch schließlich in den späten (19)70er Jahren als Gästehaus des ZK’s der SED, als „Erholungsheim Baabe“. Nicht nur als Kunsthistorikerin fasziniert(e) mich die Historie, der DDR-Charme ist durch die Architektur, teilweise auch noch durch die Einrichtung zu spüren, aber keineswegs störend, zumal es an der Sauberkeit nichts zu bemängeln gibt. Zahlreiche bauliche und innenarchitektonische Veränderungen, Renovierungen und Neuerungen haben seit der Wende aus dem einstigen Feriendomizil der DDR-Privilegierten eine Luxusherberge. Die schön gestalteten, gepflegten Wege und Grünflächen mit altem Baumbestand, kleinen Steingärten, gut platzierten Strandkörben und Holzbänken laden zum Verweilen ein und bieten den Jüngsten den nötigen „Auslauf“. Kaum ein Hotel in Deutschland (meines Wissens sogar gar keins) kann mit einem Grundstück von 100.000 qm aufwarten, was wiederum in der Geschichte begründet liegt, denn die „Genossen“ sollten nichts entbehren müssen und sich auf großem Terrain völlig abgeschirmt bewegen können. Heute profitiert das Cliff Hotel davon mit einem „Resort“, das seines gleichen sucht, wie ich finde. Vom hoteleigenen Strand kann man ganz wunderbar einen (ca.30 min.) Spaziergang zur restaurierten Seebrücke Sellin machen, dort im Restaurant auf der Terrasse gut essen oder direkt auf der Seebrücke an einem kleinen Stand ein leckeres Fischbrötchen essen. Wenn man die vielen Stufen nach oben Richtung Zentrum Sellin erklommen hat (es fährt allerdings auch eine Gondel), bietet sich einem ein herrliches Panorama. Zurückgelaufen sind wir durch den kleinen geschäftigen Ort mit seiner restaurierten, wunderschönen strahlend weißen Bäderarchitektur um 1900 im „Zuckerbäckerstil“, seinen zahlreichen Restaurants, Cafès und vielen Souvenirläden.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Der Stolz des Hotels ist zweifelsohne und zu Recht der 2000 qm große Wellnessbereich mit dem wohlklingenden und originell zusammengesetzten Namen „Rülax“ mit 25 m langem Schwimmbecken, dessen Wasser mit reinem Sauerstoff ozondesinfiziert, also ohne lästigen Chlorgeruch wohltuend für Nase, Augen und Haut ist. Der Saunabereich bietet u.a. eine wunderbare Kräutersauna und ist in Gold- und Naturfarben wirklich edel gestaltet. Wir haben beides sogar noch vor dem Frühstück genutzt. (An dieser Stelle sei als Verbesserungsvorschlag ein kleiner Kritikpunkt genannt: Es gab keine Kinderbademäntel und Schläppchen auf dem Zimmer und selbst auf Nachfrage konnte mir nicht sagen, ob es überhaupt welche gibt; sollte schon sein!) Begrüßenswert ist der Empfangstresen im Rülax mit freundlicher Empfangsdame, die einen mit Handtüchern versorgt. Von den zahlreich angebotenen Anwendungen konnte ich leider nichts nutzen, weil mein 9jähriger Sohn verständlicherweise weniger in Mama’s Rhassoulbad oder Ayurvedischer Rückenmassage als vielmehr im Ostseebad und Sandburg-Bauen interessiert ist. Die zwei Gutscheine für eine Lichtdusche haben wir aus Zeitmangelnicht in Anspruch genommen.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Juni 2011 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Melitta |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 1 |