- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Das eignergeführte Voramar liegt zentral in erster Reihe - mit allen Vor- und Nachteilen. 12 Zimmer befinden sich an der schmalen Meerseite, die große Mehrheit der Zimmer liegt in nur 4 Obergeschossen zu einer schmalen Zufahrtsstrasse mit abtörnendem Gegenüber - einem "Hostel", das bessere Zeiten gesehen hat - oder in einen Innenhof. Ein Fahrstuhl war zweimal defekt, der andere fasste nur 4 Personen. Die Umgebung ist sehr laut - wenn man nicht das Glück hat, ein Zimmer in den oberen Stockwerken der Meerseite zu bewohnen, bleibt einem wohl nur, nachts die (recht gut schallisolierten) Balkontüren zu schliessen und statt der Meeresbrise die Klimaanlage zu geniessen. Die Liegestühle auf dem Dach stellen einen mässigen Ersatz für eine schöne Pool-Garten-Landschaft dar und sind trotz Glasfronten bei Wind sehr schlecht geschützt. Bar/Café liegen ein paar Stufen oberhalb der Promenade und wurden daher praktisch nicht besucht - auch nicht von uns. Dennoch ließ man abends die üblichen Lärmquellen (Life-"music", Bingo, Flamenco) auf den leeren Raum los, um die Gäste auf den Zimmern zu unterhalten - bis zu uns auf die oberste Etage. Die Büffets sind recht mässig, auch für diese Klasse, der Speisesaal sehr eng bestuhlt mit entsprechenden Verkehrsproblemen und dem Sitzkomfort altspanischer Senkrechtlehnen. Im Allgemeinen war das Personal nett - mit folgenden Ausnahmen: Wir haben uns einmal erlaubt, ohne Trinkgeld zu zahlen, und wurden anschließend mit Kinkerlitzchen gemobbt. (keine Kaffeekanne, keine Bestellaufnahme) Der Empfang "vergass", uns das Fax mit den Rückflug- und Transferdaten auszuhändigen, was zu einigem Stress führte. Auch lag unsere Zimmerbuchung bei Anreise angeblich nicht vor, weswegen wir Gelegenheit erhielten, eines der weniger gut gelegenen Zimmer auszuprobieren. Herausragend war der Zimmerservice: nur einmal in 10 Tagen wurden wir auf typisch spanische Art hart aus dem Schlaf geklopft (natürlich trotz "bitte nicht stören"), ansonsten lief alles angenehm unauffällig. In Sachen Sauberkeit gab es im Zimmer keine Beanstandungen, die Flure waren mit Tebo ausgelegt - gut gegen Lärm, schlecht gegen alten Zigarettenmief. Am Büffet waren - wie so oft - die Speiseeisabteilung schnell widerlich, das Eis weitgehend zur Schmutzwassersoße freigelöffelt. Für Menschen, die keine großen Ansprüche an die Büffets stellen und keine Probleme mit Strassenlärm haben, ist das Hotel durchaus zu empfehlen. Natürlich hilft auch ein schlechtes Gehör oder Ohrstöpsel. Viele recht einfach strukturierte, ältere, der Sprache nach bergnahe Stammgäste sahen das wohl auch so. Ansonsten war das Publikum gemischt, überwiegend deutschdialektisch und nicht allzu laut. Wenn man Anfang Juni preiswert baden möchte, gemischtes Publikum, faire Preise und eine gute deutsche Vertretung sucht, ist Cala Millor sicher eine gute Wahl. In Cala Ratjada gibt es mehr Diskotheken, in Pto. Polensa kann man besser essen. Es gab wenig Randale, kaum Ballermann-Typen und relativ wenige Testosteron-Jünglinge auf kaputten Motos. Meine Frau wurde nicht betatscht und ich nicht angerüpelt - andere leider wohl. Was will man mehr? Das Voramar würden wir sicher nicht mehr buchen, nicht einmal, wenn wir unser "Super-Zimmer" garantiert bekämen, können aber auch keine Erkenntnisse zu anderen Häusern vor Ort beitragen.
Ja, man könnte an den winzigen Fernseher bemängeln oder den fehlenden Kühlschrank - aber ich habe vor der Tür ein grandioses HDTV-Szenario, Passanten, die besser "unterhalten" als jede Soap und äußerst preisgünstige, recht leckere Getränke. Nun, nach einigem Hin- und Her bekamen wir am zweiten Tag ein Meerblickzimmer im obersten Geschoss (410) - das ist ganz eindeutig das große Los im Voramar. Lage, Licht und Sicht waren also optimal, und von der äußeren Lärmkulisse hörten wir deutlich weniger als unsere bemitleidenswerden Mitgäste. Wir konnten sogar fast immer bei offenem Fenster schlafen. Vorher hatten wir ein Zimmer zur Seite (215), der Blick randfüllend mit dem verlotterten Schuppen auf der anderen Straßenseite, gefühlte 5 m vor der Nase ein Muss für geschlossene Vorhänge. Und der Radau ... Aus unserer Sicht gab es am Zimmer eher das Bett zu bemängeln - es war recht hart und "statistisch" gefedert, zudem sprangen nach einem Umdrehen gelegentlich eingerastete Federn mit knallendem Geräusch wieder heraus, daran muss man sich erst gewöhnen. Der Bezug der Betten war relativ angenehm - bekanntlich werden in Spanien meistens Gummitücher zum Schutz der Matrazen gegen die Ausdünstungen und - nässungen der Gäste bezogen, hier war dies eigentlich nicht störend - warum auch immer. Zudem war das Doppelbett zusammen bezogen, so dass Anmutungen eines "kingsize"-Bettes aufkamen. Zu diesem Bereich gehört auch das Lob, dass die Betten nicht bei jeder Bewegung laut knarrten. Bis auf den letzten Tag gab es auch keine(!) Geruchsbelästigung im Zimmer - eine Sensation in Spanien, wenn einem nicht der Chlorgestank der Putzmittel die Tränen in die Augen treibt. Am letzten Tag kam dann allerdings ein wenig Kloakengeruch auf. Auf dem schön gelegenen Balkon hätte man sich eine Liege gewünscht - allerdings war der Platz dafür auch recht eng. Die Leselampen waren leider so hell, dass nächtliches Lesen nur nach dem Motto "alle oder keiner" realisierbar war. Die Dusche lieferte jederzeit reichlich warmes Wasser - ohne störende Gerüche, aber offenbar etwas hart, wenn man dem Zustand der Haare nach der Wäsche vertrauen darf. Die Handtücher waren mittelhübsch (völlig ok für diese Klasse), es gab auch große Tücher. Der Boden war gefliest - aber da wir ganz oben wohnten, war das eher ein Problem der armen Mitgäste unter uns. Hygienischer als Teppichboden ist es jedenfalls ohne jeden Zweifel. Natürlich entsprach die Möblierung einem einfachen Standard - das kann man ja wohl auch nicht anders erwarten. Zu loben sind allerdings die Balkonfenster - nicht die üblichen Blechschiebefenster, sondern relativ massive, fast ordentlich schließende recht schwere Schiebetüren mit Isolierverglasung - sowas haben wir auf den Inseln noch nie gesehen. Entsprechend war die Schalldämmung doch recht gut. Die Klimaanlage (eingebautes Klimasystem) lief mittellaut - aber natürlich nicht, wenn die Fenster offen standen; das war also kein Problem.
Im rückwärtigen Gebäude befand sich der Speisesaal, vorne an der Promenade, ein paar Treppen hoch, Café und Bar. Die Büffets fanden wir eher unterdurchschnittlich, auch wenn man die einfache Klasse des Hotels berücksichtigt. Wie fast immer in südlichen Urlaubshotels war der Café ein Albtraum. Warum nicht längst meinetwegen gegen Bezahlung Café von der Bar angeboten wird, wissen die Götter. Was war ok? Gut fanden wir die revueltos (Rühreier), nicht so trocken wie oft. Eine Hühnersuppe war sehr gelungen. Dann gab es noch eine essbare Kochfischpfanne, so eine Art zarzuela für Arme, und ein akzeptables "carne estofado", ein Gulasch mit zähem, trockenem Fleisch in leckerer Soße. Auf der Dessert-Seite überdurchschnittlich die Verfügbarkeit von Melonenschnitten, sonst oft umkämpfte Schätze, was aber vermutlich auch darauf beruhte, dass das Kernpublikum einen Bogen um solch "komische" Sachen machte. Dann gab es noch etwas, was an das Fallobst früher "Bio"-Höfe erinnerte, aber nach reichlich Putzen sehr lecker schmeckte. Schon mal Äpfel mit dicken Standardmessern geputzt? Im Voramar lernen Sie's :). Was war unter aller Kanone? Es gab brottechnisch nur hellen Toast und Wüstenrot-Brötchen ("auf diesen Steinen müssen Sie kauen"). In jedem Restaurant ringsum servierten sie wirklich leckere Baguette, es liegt also nicht an der Verfügbarkeit. "Säfte" gabs nur aus dem Pulverautomaten - außer Sonntags, das standen ein paar Flaschen Cave im Eiskübel. Leider üblich: Rohsalate und angemachte Salate bunt gemischt. Unüblich: teilweise so sauer, dass das Sodbrennen von oben nach unten lief. Speziell Bratfische waren noch hartnäckiger gebraten als sowieso schon verbreitet. Auch beim Fleisch musste der letzte Tropfen Saft in die Soße. Aber das kam vermutlich wieder dem bodenständigen Stammpublikum ebenso entgegen wie die aufprallsicheren Eier. Dafür war der Frühstücksspeck eher gedünstet als gebraten, Champignons schmeckten überaus merkwürdig. Warmgekochte Dosenspargel in undefinierbarer Brühe - hm. Vielleicht muss man vieles dem Stammpublikum ankreiden - aber wenn man gerne mal einfaches, leckeres, inseltypisches Essen möchte, ist man eben vielleicht gleich zweimal am falschen Ort. Zusammengefasst: Wir hatten schon in billigsten Sonderangebotshotels bessere Büffets. H10-Hotels, die wir häufiger auf den Kanaren besucht hatten, liegen stellar darüber. Es ist halt schon eine Gnade, wenn man sich ein Stück aussuchen kann und Wünsche hinsichtlich des Gargrades berücksichtigt werden. Es muss ja nicht gleich eine Bar wie im 3-Sterne Gran Tinerfe sein, an welcher frische Fruchtsäfte nach Wahl gepresst werden. Die Bar haben wir nicht besucht - und auch sonst keiner. Es würde das Hotel erheblich aufwerten, wenn man diesen attraktiveren Bereich für ein räumlich entspannteres Büffetrestaurant nutzen würde.
Das Personal war freundlich und verstand gut unser Touristenspanisch. Man muss also nicht mallorqui, die neue Amtssprache, lernen. Der Hotelchef verstand etwas deutsch, es gab aber auch zwei Deutsche am Empfang. Im Speisesaal kam der Oberkellner gut selbst mit Gästen zurecht, die ein recht merkwürdiges Deutsch sprachen. Die übrigen Bedienungen und das Küchenpersonal verfügten allerdings über sehr mäßige Kommunikationstalente. Probleme wurden zwar in gutem Stil bearbeitet, man verpasste uns allerdings eine Gebühr für einen Umzug, der durch Organisationsmängel verursacht worden war. In einem guten Hotel entschuldigt man sich und stellt einen Korb oder einen Flasche aufs Zimmer. Ebenso berechnete man uns kleinlich die Telefonkosten, als der Empfang unser Bestätigungsfax auszuliefern "vergass" - nicht viel Geld, aber schlechter Stil. Man macht Fehler und steht nicht dazu: der Gast hat Schuld. Eine schöne Geste hingegen die Möglichkeit, bei früher Abreise noch zu frühstücken: man hatte im Speisesaal ein "kleines" Büffet vorbereitet, der Nachportier liess uns rein. Alles in allem also ein recht gemischtes Bild.
Vor der Schmalseite des Hotels liegt die Strandpromenade, bei der es sich aber im Fall des Voramar durchaus um eine recht befahrene Strasse handelt - der Verkehr läuft auf der einen Seite des Voramar vor zum Strand, dann vorne vorbei und schließlich an der Seite zurück. Vor allem in den Abendstunden und in den frühen Morgenstunden wird da von Bussen, Motos mit "defekten" Auspuffen, rollenden Dröhnbassanlagen, Versorgern und Bussen ordentlich Lärm gemacht. Es gab auch mal ein Jugend-Fussballturnier bis Mitternacht unmittelbar vor dem Haus, totalsangrierte Heimkehrer johlen ihre Weisheiten und dann wäre da noch das Meeresrauschen - nun ja, letzteres wollen wir ja! Da sich das Café an der Strandseite und der Hoteleingang an der Mitte der Längsseite befinden, wäre es schon recht dreist, in Badekleidung an der Rezeption vorbei zum Strand zu laufen. Das war wenig bequem und entspricht nicht dem, was man von einem Hotel mit "unmittelbarer Strandlage" erwarten würde. Die Infrastuktur in Cala Millor ist annähernd perfekt - Kneipen und Restaurants diverser Couleur und was der Urlaubsmensch sonst so braucht findet man reichlich an der Promenade oder an der hinter der ersten Hotelreihe laufenden verkehrsfreien(!) Bummelstrasse. Ein paar Fussminuten weg vom Strand starten Busse in alle Teile der Insel. Für 26,- Euro kommt man zu zweit nach Palma, u.E. einer der schönsten Städte Europas. An der Ostküste hoch und runter fahren Katamarane, eine Fahrt nach Cala Ratjada kostete z.B. 10,- € p.P. Wer sich etwas umsieht, kann wirklich preisgünstig essen und trinken - in schöner Lage an der Strandpromenade wurden die Füllungen von Bierkrügen für 1,- Euro verkauft, eine vorzügliche Pizza im "Due", unmittelbar neben dem Voramar, wurde mit 7,- € berechnet, eine Flasche sehr trinkbaren Weißweins mit 8,- €. Da kann man wirklich ins Grübeln kommen, ob man sich wirklich Halbpension antun muss - denn wer lecker essen oder einen richtigen Café trinken will, muss ohnedies auswärts einkehren. Stress verursacht sicher manchem die Tatsache, dass zwei Liegen und ein (allerdings lichtdichter!) Stroh-Sonnenschirm nicht nur 22,- DM pro Tag kosten, sondern man auch noch kurz nach 18 h "heim in den Speisesaal" getrieben wird. Ausflüge sind inzwischen "richtig" teuer. Für das Geld kann man zuhause beim Busunternehmer auch mal ein Städtewochenende buchen. Die "Attraktionen" sind zudem Geschmacksache. Wer einen Mallorca-Führer in der Tasche hat und Bus-Fahrpläne lesen kann, kommt sicher auch gut ohne die Backschisch-Dienste der Touranbieter aus. Leider liegen viele Hauptattraktionen der Insel auf der Westseite, was zu Anfahrtzeiten von über einer Stunde führt. Eine Warnung für Autofreaks: (Leih)wagen in Cala Millor zu parken, ist nicht so ganz einfach, knappe 10 Fußminuten vom Voramar befindet sich allerdings ein großer Parkplatz - hinter der Bushaltestelle :). An der Südseite der Bucht trennt ein "Naturschutzgebiet" Cala Millor von Sa Coma, der nächsten Hotelbucht. Früher hieß so was "mal pais", unbrauchbares Land. Wenn die Sonne nicht scheint, kann man dort spazierengehen und die Verhüterli von Naturfreunden wieder einsammeln. Zur Nordseite führt die Promenade zu einem kleinen Hafen, vorbei an englisch besetzten "Hotels", die schlimmer aussehen als unsere britischen Freunde so sind. Naja, was soll man sagen: Cala Millor ist ein Strandbad, herrlicher Sand, flacher Zugang zum Wasser, babygerechte Wellen und in 10 Tagen nur einmal müllverseuchtes Wasser, vermutlich von einem vorbeifahrenden Schiff als Gruß gesandt. Wir hatten bis zu 24° Wassertemperatur, keine Quallen, es gab nur Berge von einem merkwürdigen toten grasartigen Gewächs; das war auf den ersten Blick aber nicht unangenehm. Man hätte sicher nett surfen können, aber ein Verleih war nicht in Sicht. Glücklicherweise nervten auch nur 2-3 Scooter pro Woche, auch andere Spaßverderber wie Wasserskiboote oder Hobbyflieger waren nicht in Sicht, lediglich gelegentlich ein Hubschrauber. Wenn Strandtoiletten 1,- DM kosten, muss man mit herabgesetzten Hemmschwellen der Badegäste rechnen, aber die Wassermessungen werden ja zu Saisonbeginn gemacht, da ist das Wasser noch zu kalt.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Juni 2009 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Jürgen |
Alter: | 56-60 |
Bewertungen: | 12 |