Auf meiner Motorradreise die mich durch Bayern an den schönen Tegernsee führte, begann ich gegen Abend Ausschau nach einem Hotel zu halten. Die Touristeninformation in Tegernsee hatte nur noch drei Zimmer in der Datenbank, zwei um die 100 Euro und eben eines für 48 Euro im Seehotel zur Post. Voller Optimismus an der Reception angekommen, gleich den Anmeldewisch ausgefüllt, denn ich freute mich nur noch darauf das Leder auszuziehen, auf eine Dusche, und ein kühles Blondes. Ich bekam Zimmer 315 und hatte eigentlich noch das Gefühl Glück gehabt zu haben und war über die rustikale Einrichtung mit den düsteren Gemälden in der "Lobby" eher amüsiert. Schien mir stilecht. Mit dem Lift gings in den 3. Stock, ich schloss die Türe auf, ging hinein, stellte meinen Helm und das Gepäck ab und liess erst dann meinen Blick durch den Raum, Hotelzimmer scheint mir nicht angebracht, schweifen. Da ich nicht Stephen King bin kann ich ihn nicht treffend beschreiben. Es war eigenartigerweise ein relativ grosser Raum mit Dachschräge und einem kleinen Dachfenster. Beim Neubau vor langer Zeit war er wohl noch Estrich und später, als mehr Gäste kamen wurde er zu einem Zimmer umfunktioniert. Die Möbel waren im Schnitt mindestens 40 Jahre alt, das Bett schätze ich auf frühe 80er Jahre und der Kopfteil aus Stoff war dermassen Speckig, dass man sich fast darin Spiegeln konnte. Da ich mich noch immer in voller Ledermontur bei einer Aussentemperatur um die 30°C unter dem Dach befand, wurde mein Interesse an der Dusche wieder grösser. Ich sah eine kleine Tür und dahinter befand sich das Badezimmer und die Dusche. Ich schloss sie schnell wieder und spürte wie mir der Schweiss herunterlief. Reiss dich zusammen dachte ich, du bist am Ziel. Da fiel mein Blick wieder auf das Bett welches scheinbar kaum die Bettdecke zu tragen vermochte und entdeckte sogleich ein langes Haar welches definitiv nicht von mir sein konnte. Da packte ich meine Sachen und ging wieder runter an die Reception. In der Zwischenzeit war eine Frau, ebenfalls in Motorradkluft, an der Reception am eincheken. Sie wirkte erschöpft aber zufrieden und freute sich bestimmt auf eine Dusche und ein kühles Blondes. Sie lächelte mich an. Durch das Fenster sah ich ihren Mann der strahlend wie ein Marienkäfer das Motorrad vom Gepäck befreite und sich bestimmt auf eine Dusche und ein kühles Blondes freute. Ich wandte mich an die junge Frau die mir das Zimmer gegeben hat und fragte sie ob sie nicht ein anderes Zimmer hätten. Völlig erstaunt und ein wenig unwirsch fragte sie mich was denn nicht in Ordnung sei mit dem Zimmer? Ich antwortete, dass ich keinen Luxus oder so brauche aber dieses Zimmer möchte ich auf keinen Fall haben, da würde ich lieber weiterschauen. Da wandte sie sich an die "Chefin" und die Miene der Motorradfahrerin verdüstert sich sofort. "Nicht gut?" fragt sie mich wortlos als sich die beiden über die Bücher beugten um zu sehen welches Zimmer sie mir geben könnten. "Nein." antwortete ich wortlos. Überraschend schnell war nun doch noch ein weiteres Zimmer, 102, frei welches ich dann genommen habe. Dieses kostet aber 55 Euro mahnte mich die Chefin und eigentlich war es nicht viel besser aber es erinnerte doch eher an ein Hotelzimmer und vor langer Zeit war dies offenbar wirklich ein toller Laden aber diese Zeiten sind nun defintiv vorbei. Schade eigentlich, denn die Lage ist wirklich wunderschön mitten im Dorf, schöne Terasse direkt am See aber es müsste wirklich total renoviert werden. Mit etwas Farbe ist das nicht getan.

Zimmer

Eher schlecht