Sherwood Exclusive Lara

Vorweg: Wir machen seit 1987 mindestens einmal in der Türkei Badeurlaub. Für den stattlichen Reisepreis hätten wir auch eine Fernreise samt Fernflug machen können. Das Zimmer mit seitlichem Meerblick war auf den ersten Blick hell und freundlich. Der Fußboden wurde nur flüchtig bis gar gereinigt. Staubschichten in den Ecken, unter den Betten und im Schrank der Minibar. Die Oberfläche des Tisches schreit nach einer Behandlung. Schmieriger Balkon. Die Balkonstangen zwischen den Zimmern werden überhaupt nicht gesäubert. Die Abfallkörbe wurden zweimal nicht ausgeleert, einmal das Klopapier vergessen. Statt Kugelschreiber ein weicher Bleistift. Schreibpapier wurde nicht nachgefüllt. Von außen brummt rund um die Uhr an dieser Hotelseite eine Entlüftungsanlage so laut, das selbst die anliefernden Lkws und Zubringer-Busse des Personals übertönt wurden. Trotz Trinkgeld wandte sich das Reinigungspersonal ab, keine freundliche Geste, kein Gruß. Die von uns gewohnte türkische Gastfreundschaft verbunden mit der einzigartigen Herzlichkeit ließ in diesem großen Hotel stark zu wünschen übrig. Obwohl mehr als 3/4 der "Gäste" deutschsprachig waren und somit das meiste Geld in dieses Hotel brachten, mangelte es beim Personal bis auf wenige Ausnahmen an der deutschen Sprache. Englisch hatte Vorrang. Die Kellner wirkten gestresst und angespannt. Aber auch hier es ein paar wenige lockere menschliche Typen, die den Kontakt zu den Gästen wollten und bekamen. Und gerade mit dem "Auf-den-Menschen-zugehen", ein Lächeln, eine Berührung etc. haben wir uns bisher in der Türkei so wohl gefühlt. Und wenn die Chanche auf das Bekommen eines "Kaffee schwarz" oder "Coffee black" wegen der Sprach- oder Merkfähigkeiten nur bei 2:1 bis 3:1 liegt, dann muss ich mich schon fragen, für welche Leistungen ich eigentlich bezahle. Dazu gibt es noch Kuchen oder Torten auf Papptellern und die Getränke in Plastik- oder Kunststoffbechern, wobei letztere auch noch einen Grat am Trinkrand hatten. Von den Krawattenträgern packten die wenigsten mit an, obwohl es von deren Viele gibt. Dann lieber Rudelbildung und strenge Blicke. Ganz anderes ist da das Animationsteam und die Kinderbetreuung. Hier wir deutsch geredet, herzhaft gelacht und gescherzt. So geht Urlaub! Auch der vor dem Hotel liegende Aquapark mit 9 Rutschen und eigener Snackecke ist einer der Höhepunkte. Ein weiteres Prachtstück ist der Strand mit dem glasklaren Wasser und den weit hintereinander stehenden Sonnenliegen. Für das kostenlose, im Schneckentempo schleichende WLAN muss man an der Rezeption die Zimmernummer und eine (fiktive) Email-Adresse angeben. Dass "schnelle" WLAN für 4 € pro Tag habe ich nicht ausprobiert. Wenn wir schon bei den Nebenkosten sind: Der Late-Check-Out kostet ab 12 Uhr je Stunde 15 €. Für eine einzige Postkarte mit Briefmarke nach Deutschland muss man im Hotelshop 2 € ausgeben. Das Taxi in die Altstadt kostet (nach Feilschen) ca. 35 €, hin und zurück ab 50 €. Billiger geht's mit dem Linienbus Nr. 7. Der kostete max. 2 €. Die Haltestelle ist rechts vom Hotelausgang am Ende der neuen Shopping Mall (Wartehäuschen). Zum Abendessen setzt dann auf die Minute genau die Invasion von über 1000 Großen und Kleinen, Behinderten und Gesunden, Hungrigen und Gierigen auf das weit auseinander gezogene Buffet ein. Hier ist auch Selbstkritik anzubringen, denn es geht sicherlich auch ohne Gedränge, Geschiebe und Ellenbogen. Ein jeder wird satt. Trotz moderner Induktionsplatten ist das Essen nur mäßig warm. Das winzige, noch dazu unbeschriftete Regal mit den orientalischen Gewürzen - für mich in der Türkei sonst DER Mittelpunkt - steht meistens bei den Pommes, wechselt aber auch seinen Platz und muss dann gesucht werden. Salz und Pfeffer gbit's auch zu Hause. Beim Frühstück mussten wir unseren Kaffee von 7 bis 8 Uhr selber am einzigen Automaten pro Speisesaal holen. Der anwesende Kellner ist nur für das Abräumen zuständig. Ab 8 Uhr kamen die Kellner und dann wurde uns gleich eine ganze Kanne Kaffee hingestellt. So viele Unzulänglichkeiten im Hotel haben wir für den hohen Preis nicht erwartet. Dazu treffend der Satz einer im Wasser schwimmenden Frau: "Hauptsache das Wetter ist gut, den Rest kann man auch schönreden."

Beliebte Aktivitäten

• Strand