Abu Dhabi boomt, die futuristische City am Golf zieht mehr Reisende an denn je. Dabei ist das „historische“ Abu Dhabi kaum ein dreiviertel Jahrhundert, der Großteil der Stadt keine 30, 40 Jahre alt – schachbrettartig angelegt, in erster Reihe an der Uferpromenade Corniche herausgeputzt, in den Reihen dahinter oft kaum mehr als zweckmäßig. Eilig wurden damals die Hochhäuser der ersten Generation, die Wohntürme und Bankgebäude hochgezogen, als aus dem Dorf aus Zeltbahnen und Lehmtürmen fast über Nacht eine Millionärssiedlung geworden war.
Meersalz und Luftfeuchtigkeit haben etlichen Fassaden seitdem zugesetzt, Sandstürme manche Mauer wund gerieben. Abu Dhabi häutet sich wieder, und was nun an Neuem mehr und mehr zum Vorschein kommt, soll nicht nur Bestand haben, sondern alles in den Schatten stellen: die eigene Vergangenheit, aber auch alle Nachbarn. Weil die Herrscherfamilie viel zu stolz ist, um ein bloßes Abziehbild Dubais entstehen zu lassen, soll alles wenigstens ein bisschen anders sein als bei den verschwägerten Lokalrivalen: alles einen Hauch teurer, hochwertiger, außerdem kultureller, vor allem arabischer, mehr der eigenen Identität verpflichtet, den eigenen Wurzeln.
Vom Besten sein muss es sowieso, denn nirgendwo schwört man so sehr auf etablierte Marken, auf große Namen wie am Golf. Das gilt auch für die Architekten des neuen Abu Dhabi auf Saadiyat. Niemand geringeren als Jean Nouvel, Frank O.Gehry und Norman Foster hat Scheich Khalifa verpflichten lassen. Ihre futuristischen Entwürfe, die verschachtelten Konstruktionen, die Kuppeldecken mit ornamentösen Öffnungen sind eine Herausforderung für Statiker und Bauarbeiter sein. Aber wenn nach dem Louvre, der zum Jahresende 2017 eröffnen soll, auch die anderen Kulturtempel bei den Schlüsselübergaben ungefähr so genial aussehen sollten wie ihre Entwürfe und Modelle, dann wird das Projekt ein ganz großer Wurf.
Abu Dhabi will Dubai überholen und aller Welt zeigen, welche der beiden Metropolen am Golf in Wirklichkeit die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist: jeden Tag aufs Neue beweisen, dass Abu Dhabi größer, reicher, mächtiger ist. Und sich mit Leichtigkeit einen Hotelpalast mit bis zu 680 Quadratmeter großen Suiten für gut drei Milliarden Euro Baukosten leisten kann. Refinanzieren wird sich die Investition für das Emirates Palace Hotel nie, darin sind sich Experten einig. Und selbst tragen wird sich das Haus aus dem normalen Betrieb heraus kaum je. Aber darum geht es auch gar nicht.
Das Emirates Palace sollte nicht mehr sein als ein goldglänzendes Ausrufezeichen im Sand, ein Paukenschlag, ein Fanfarenstoß. „Hier sind wir, und von jetzt an müsst ihr mit uns rechnen“, sollte dieses Haus mit einem Kilometer Fassadenlänge, mit 7.000 Türen, 200 Springbrunnen, 140 Aufzügen und 200.000 Glühbirnen bei seiner Eröffnung aussagen. Mehr nicht. Weniger auch nicht: Und seitdem kam sehr viel nach – weitere spektakuläre Hotels, eine coole Formel 1-Rennstrecke, Mega-Einkaufszentren, eine klimaneutrale Zukunftsstadt in der Wüste, Inseln für seltene Antilopen im Golf, ein Freizeitpark mit Weltrekord-Achterbahnen.
Die Investoren bauen nicht auf Vorrat, sie machen ihr Geschäft nicht erst, wenn der Vorhang sich hebt. Sie verdienen jetzt, denn die Nachfrage nach Abu Dhabi als Städtereiseziel steigt rasant. Warum so viele hinfliegen? Wegen der Sonne, der Bade-Temperaturen des Golfs, wegen des Hotelstandards, wegen der Freizeitangebote und Parks. Vielleicht ein ganz kleines bisschen auch wegen des vielen Goldes. Wegen der Shopping-Möglichkeiten. Und um den Wandel zu erleben. Um dabei zu sein, wenn sich die Zwiebel wieder häutet. Und um noch einen Hauch des Abu Dhabis der Gegenwart zu erleben, bevor das der Zukunft fertiggestellt ist.
Steckbrief: Abu Dhabi (der Name bedeutet "Vater der Gazelle") nimmt als größter der sieben Bundesstaaten der VAE (Vereinigte arabische Emirate) rund 85 Prozent der Gesamtfläche der Föderation ein und stellt auch den Präsidenten. Abu Dhabi besitzt rund 90 Prozent aller Erdölreserven der VAE und ist damit das reichste Emirat der Region. Ein großer Teil der rund 1,5 Millionen Einwohner besteht aus Gastarbeitern, meist aus Pakistan und Indien.
Die Einreise aus Europa erfolgt problemlos mit Reisepass (muss noch mindestens sechs Monate nach geplanter Ausreise gültig sein), es gibt viele hervorragende Flugverbinden. Die Beste Reisezeit ist zwischen November und März, in den anderen Monaten kann es extrem heiß werden. Die VAE zählen zu den sichersten Regionen des Mittleren Ostens, auf die örtlichen Gebräuche des muslimischen Landes ist aber unbedingt Rücksicht zu nehmen. Mehr Infos vom Auswärtigen Amt findet ihr hier.
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Das Emirat Abu Dhabi ist das größte der Vereinigten Arabischen Emirate. Hauptstadt des Emirats ist Abu Dhabi, das auch gleichzeitig die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist.
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